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Der Grafiker und Maler Arthur Julius Barth

Am 17. Juli 2001 jährte sich zum 75. Mal der Todestag des Malers und
Grafikers Arthur Julius Barth. Mit einer Vielzahl von Darstellungen
seiner wichtigsten Wirkungsbereiche - der Elbelandschaft um Meißen
und Dresden sowie des Havel-Nuthe-Gebietes um Potsdam und Bergholz-
Rehbrücke - ist er zum Dokumentaristen der Zeit vor und nach dem
ersten Weltkrieg geworden.

Arthur Julius Barth war als Künstler aus dem Kreis der Manufaktur-
arbeiter der Königlichen Porzellanmanufaktur Meißen hervorgegangen.
Seine Laufbahn dort begann 1896 mit der Aufnahme in die Zeichenschule
der Manufaktur, die hauptsächlich durch das Zertifikat der Kunst-
gewerbeschule ermöglicht wurde. Barth hatte seit 1893 privat Zeichen-
unterricht an der Königlichen Kunstgewerbeschule Dresden erhalten und
war dann in die Klasse „Buntdruck“ von Prof. Woldemar Müller
gewechselt.
 Einer seiner Mitschüler dort war Franz Huth, der später durch seine
Interieurdarstellungen von Schlössern und Kirchen bekannt wird.

Seit Michaelis 1896 wird Barth an die traditionelle Landschafts- und
Blumenmalerei der Manufaktur herangeführt. Gleichzeitig ist er mit
Entwürfen und der Ausführung zeitgemäßer Porzellandekoration
beschäftigt. Hier muss besonders seine Mitwirkung an der Herstellung
der Fliesenbilder für die Wartsäle des Dresdener Hauptbahnhofs
(erbaut 1890-97) erwähnt werden, die durch den Malereivorsteher
Philipp Georg Ludwig Sturm ermöglicht wurde.

Für seine Darstellung der Stadtkirche von Meißen im Zusammenhang mit
einer Ausschreibung für Künstlerpostkarten erhält Arthur Julius Barth
1897 einen Preis erster Ordnung. In die Jahre 1897 bis 1901 fällt die
Ausbildung als Figurenmaler sowie ein Studium (Ostern 1899 bis Mai
1901) an der Königlichen Kunstakademie Dresden.
Entgegen der üblichen Gepflogenheiten wird Barth hier, vorbei an der
Unter- und Mittelklasse, sofort in den Malsaal des Bildnis- und
Genremalers Prof. Leon Pohle aufgenommen. Mit einem Ehrenzeugnis mit
Preis geht Barth Ostern 1901 von der Kunstakademie ab.
Als Figurenmaler hatte Barth nun die oberste Stufe in der Hierarchie
der Malereiabteilung erreicht.

Ein erneutes Studium an der Königlichen Kunstakademie Dresden ab
September 1903 in der Klasse des Malers Carl Bantzer, führte ihn im
Sommer 1904 zu Studien in die Malerkolonie nach Willinghausen
(Hessen). Mit Beginn des Wintersemesters 1904/05 schreibt sich Barth
für die Ornamentschule Prof. Otto Gußmanns ein, die er mit Unter-
brechung im Sommer 1905 bis zum Ende des Sommersemesters 1906 besucht.
An Stelle der großen goldenen Medaille erhält Arthur Julius Barth
1906 für seine Leistungen einen Geldpreis.

Nach einigen Jahren der Stagnation vor der Jahrhundert- wende, war
die Königliche Porzellanmanufaktur Meißen ab 1900 in eine Phase der
strukturellen und künstlerischen Erneuerung getreten. Neue
Technologien, wie der Scharffeuerbrand, erforderten neue Farben und
Glasuren. Der Zeitgeist hatte sich den Formen und Farben des Jugend-
stils zugewandt. Träger dieser neuen Ideen war eine Gruppe von
Künstlern, die weitestgehend, wie z.B. Arthur Julius Barth, aus der
Manufaktur selbst hervorgegangen waren.

Um in die, von Theodor Grust eingerichtete Scharffeuerabteilung als
Figuren- und Landschaftsmaler eintreten zu können, hatte sich Barth
für das Wintersemester 1906/07 an der Kunstakademie beurlauben
lassen. Als dann auch zu Beginn des Sommersemesters 1907 keine Rück-
meldung erfolgte, wurde Barth durch Vermerk per 14. 5. 1907 als
ausgeschieden betrachtet.

1911 erhält Arthur Julius Barth ein eigenes Atelier, in dem er bis
zum 30.6.1914 in vielfältigster Weise wirkte. Von ihm stammen zahl-
reiche Geschirrformen und -dekorationen. Besonders in der Land-
schaftsmalerei, einem speziellen Anwendungsgebiet der Scharffeuer-
farben, brachte es Barth zu einer bedeutenden Zahl von Entwürfen.
Als so genannte Städteteller entstanden dann nach 1908 Ansichten
von Meißen, Dresden, Moritzburg, Freiberg, Pillnitz, Bautzen,
Chemnitz, Plauen i.V. und Zwickau.

Anknüpfend an die Erfahrungen bei der Herstellung der Fliesenbilder
für den Dresdner Hauptbahnhof, konnte Barth hierbei die so genannte
Meissner Blaumalerei kultivieren. Mit seiner Ansicht des Meißener
Domes auf einem Teller zur Erinnerung an die Glockenweihe in den
wieder aufgebauten Westtürmen am 27. Oktober 1908, schuf er das
Muster des so genannten Städtetellers. Der ausgeprägte Wieder-
erkennungseffekt derartiger Darstellungen ließ kaum künstlerische
Experimente zu, wurde jedoch von mehreren Porzellanfabriken nach-
geahmt.

Eine Vielzahl kalligraphisch anmutender Entwürfe, die sich im Archiv
der Manufaktur erhalten haben, belegen jedoch das Bemühen Barths, der
Blaumalerei neue Ausdruckformen zu erschließen. Realisiert wurde 1912
eine Schüssel in einfacher, klarer Form, die von Barth mit abstrakten
Formen dekoriert wurde.

Wirklich dekorative Landschaftsdarstellungen, die Arthur Julius Barth
einigen Spielraum in der Darstellung ermöglichten, entstanden in den
Jahren vor dem ersten Weltkrieg für Deckelvasen und Erinnerungsteller.
Eine Anbietplatte mit figürlichem Schmuck (Jüngling, eine Ochsen am
Zaum führend) von 1908 oder zwei Teller mit Blick auf Meißen von 1912
belegen seine gestalterischen Möglichkeiten.

Letztere verzichten bereits auf die obligatorischen ornamentalen
Gravurränder und wirken einzig und allein durch Barths romantische
Landschaftsdarstellungen. Bereits an die Farben und Formen des Art-
-deco erinnert eine Vase mit gelbem Grund und violettfarbenem
Medaillon, eine ländliche Szene darstellend, ebenfalls von 1912.

Um die Palette der Motive für die Manufaktur zu erweitern, wurde es
einigen Porzellanmalern, darunter auch Arthur Julius Barth,
ermöglicht, Studien in den zoologischen Gärten von Berlin und
Stellingen bei Hamburg zu betreiben. Leider konnte Barth seine
gelungenen Tierstudien kaum umsetzen. Hingegen finden sich seine
Eindrücke von Reisen durch Holstein, Pommern oder Bayern, wenn nicht
auf Porzellan, so doch als dekorative Grafiken wieder.

Vom 1. Mai bis 15. Oktober 1912 fand im Städtischen Ausstellungs-
palast in Dresden die Große Kunstausstellung statt. Sowohl als
Mitglied der Dresdener Kunstgenossenschaft als auch als Mitarbeiter
der Porzellanmanufaktur waren Werke von Barth zu sehen. Der Katalog
verzeichnet allein 19 Positionen mit Motiven aus Holstein und Sachsen.
Es handelt sich ausschließlich um Radierungenund Zeichnungen als
Ergebnis der Studienreisen.

Nach 1914 ediert der Verlag Ernst Arnold eine Folge von Radierungen
Barths unter dem Titel „Dresden“, dessen zweiter Teil 1919 erscheinen
wird. Weitere Mappenwerke, Potsdam, Alt-Meißen, Weimar, Märkische
Ansichten, zwei Elfen-Mappen, Ludwig-Richter-Mappe, werden ab 1919
durch den Verlag der Truhe, Meißen herausgegeben.
Ebenfalls 1914 hatte der Schulwart als Anschauungsmaterial für Schule
und Haus aus Darstellungen von Barth neun Wandtafelns zusammengestellt.
Unter der Bezeichnung „Neue farbige Künstler-Steinzeichnungen“ konnten
verschiedene Motive angefordert werden.

  Am 11. 6. 1910 hatte Arthur Julius Barth in Berlin-Zehlendorf die
Tochter des Hamburger Kaufmanns Wilckens, Anna Marie, geheiratet.
Seinem Wunsch nach unabhängigem, künstlerischem Wirken konnte er
jedoch zu diesem Zeitpunkt noch nicht folgen. Die Finanzierung der
Studien an der Kunstakademie Dresden durch die Manufaktur banden Barth
noch bis 1914 an Meißen. Begleitet von Spannungen wurde dann im Juni
1914 der Vertrag mit der Manufaktur gelöst.

Zu diesem Zeitpunkt konnte die Familie Barth bereits ein Haus beziehen,
das sie sich in der Villenkolonie Rehbrücke bei Potsdam von dem
Architektenbüro Brinkmann errichten ließ.
Das Haus in der Burgstraße 11 erhielt nach den Wünschen der Bewohner
im Erdgeschoss ein Musikzimmer (Marie Barth war an der Musikhochschule
Berlin zur Pianistin ausgebildet worden), sowie im Obergeschoss ein
Atelier für Arthur Julius Barth.
Von hier aus beteiligte er sich an der Großen Berliner Kunstausstellung
von 1916 mit der Radierung „Holsteinischer Katen“.

Barths Wirkungsbereich seit der Ansiedlung in Rehbrücke war Potsdam
geworden. Hier war er Mitglied des 1908 gegründeten Kunstvereins,
dessen Zusammenkünfte in den Räumen der Kunsthandlung Heidkamp in der
Schwertfegergasse den Kontakt und Gedankenaustausch zu anderen
Künstlern ermöglichte.

Bald nach den kargen Jahren des ersten Weltkrieges wurde 1921 in der
Orangerie von Sanssouci der erste Potsdamer Kunstsommer initiiert.
Arthur Julius Barth war mit je zwei Radierungen, Lithographien und
Kohlezeichnungen, darunter die Radierung „Saarmunder Chaussee“,
vertreten.
In den zwanziger Jahren fertigte Barth eine Unmenge von Ansichten der
Sehenswürdigkeiten Potsdams und Sanssoucis, die sich bei den Touristen
großer Beliebtheit erfreuten. Diese, zumeist kleinformatigen
Zeichnungen, waren Ausdruck der kommerziellen Seite seines künstler-
ischen Schaffens.

Aber auch das Dorf Bergholz mit dem traditionellen Dorfkern und die
diesen überragende Windmühle sowie die Villenkolonie Rehbrücke boten
dem Künstler reichlich Motive.Die 1894 entstandene Freundschaft mit
Franz Huth, der sich in Weimar niedergelassen hatte, führte zu gemein-
samen Studienreisen durch Thüringen.
Durch Huth wurde Barth an die Interieurmalerei herangeführt und Huth
war es auch, der Marie Barth und die Kinder nach dem frühen Tod Arthur
Julius Barths unterstützte.

Für den Herbst 1927 bereitete der Potsdamer Kunstverein im Leibreit-
stall eine Ausstellung mit Werken Potsdamer Künstler vor. Arthur
Julius Barth hatte vier Ölgemälde, darunter „Winter in Rehbrücke“
und ein Pastell eingereicht.
Die Präsentation selbst hatte er nicht mehr erleben können.

  Ende Juli 1926 zeigte die Familie Barth den Behörden in Potsdam an,
dass der Maler Arthur Julius Barth am 17. 7. 1926 im 48sten Lebensjahr
an einer Lebensmittelvergiftung, die als solche nicht erkannt worden
war, verstorben sei.

Am 19. Juli wurde er auf dem Friedhof in Bergholz beigesetzt. Barth
war am 22.11.1878 in Meißen als Kind des Kaufmanns Julius Arno Barth
und der Henriette Agnes, geb. Schneider zur Welt gekommen. Die Tätig-
keit des Vaters brachte der Familie durch ständige Ortswechsel ein
unruhiges Leben. So erfolgte die schulische Bildung Arthur Julius
an der Mittleren Bürgerschule zu Meißen, der 1. Bezirksschule in
Dresden sowie der Mittleren Bürgerschule Zwickau. In Strehla bei
Meißen jedoch wuchs er auf - hier fand er später die Motive
„Schloßeingang bei Strehla“, „Eiche in Elbwiese bei Strehla“ oder
„Schloß Hirschstein“.

Mit Meißen verband ihn die Tätigkeit an der Porzellanmanufaktur, aber
auch das Wirken Ludwig Richters, der von 1828 bis 1835 als Lehrer an
der Meißner Kunstschule wirkte. Seine Verehrung für diesen Künstler
und die Stadt Meißen brachte Barth durch die Herausgabe der Ludwig-
Richter-Mappe zum Ausdruck.

Letztere übergab Marie Barth anlässlich der Jahrtausendfeier 1929.
Marie Barth war es auch, die im Frühjahr 1927 in den Räumen der
Berliner Kunsthandlung Sagert & Co., in der Potsdamer Straße eine
Gedenkausstellung mit Gemälden, Aquarellen und Pastellen ermöglichte.
Und schließlich sollte es noch einmal der Potsdamer Kunstverein sein,
der seinem ehemaligen Mitglied ehrendes Angedenken entgegenbrachte.

Als der Verein 1934 sein 25jähriges Bestehen mit einer Ausstellung
begeht, ist auch Arthur Julius Barth mit den Ölgemälden „Am Wilhelm-
platz“ und „Burg Dornburg an der Saale“ vertreten. Im Begleitheft zur
Ausstellung „Potsdam als Künstlerstadt“ charakterisiert der
Ehrenvorsitzende Karl Röhrig Arthur Julius Barth als „unermüdlich
schaffend, nicht bloß in der Erfassung der Landschaft, sondern auch
in phantasievollen und gedanklichen Schöpfungen ein Meister.“

Siegfried Jahn zur Gedenkausstellung in Bergholz-Rehbrücke vom
17. Juli 2001 - 29. Juli 2001